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Nietzsche, Friedrich

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Lebenslauf

Geboren: 15. Oktober 1844 in Röcken
Gestorben: 25. August 1900 in Weimar

Friedrich Nietzsche wurde als Sohn eines früh verstorbenen protestantischen Pfarrers in Röcken bei Leipzig geboren. Er studierte klassische Philologie in Bonn und Leipzig. Bereits mit 24 Jahren trat Nietzsche eine Professur für Klassische Philologie in Basel an, die er 1879 wegen der rapiden Verschlimmerung seines Gesundheitszustandes aufgeben musste. Danach reiste er als heimatloser und weitgehend unbekannter Autor durch Europa. Die letzten elf Jahre seines Lebens verbrachte Nietzsche in der Obhut seiner Mutter und seiner Schwester, das letzte Jahr psychisch sehr krank.


Bedeutung

Nietzsche gilt als hervorragender Schriftsteller mit exzellentem psychologischem Gespür. Als radikaler Kritiker von Religion, Philosophie, Kultur und Gesellschaft ist er als Wegbereiter moderner und postmoderner Philosophien anzusehen. Nietzsches nihilistische, polemisch-scharfe Analysen nahmen großen Einfluss auf die Geistes- und Kulturgeschichte, insbesondere auf Literatur und Philosophie des 20. Jahrhunderts (u. a. bei T. Mann, S. George, G. Benn, E. Jünger, M. Heidegger, M. Horkheimer, T. Adorno).


Lehre und Gedanken

Nietzsche hat kein philosophisches System geschaffen, aber doch einige zentrale Thesen aufgestellt. Eine grundsätzliche Kritik an der westlichen Tradition, an Moral, Philosophie und Wissenschaft zieht sich durch sein gesamtes Werk.
Sprache beispielsweise – so Nietzsche – verschleiert nur die Welt der Dinge und schafft so neue Welten. Wahrheiten sind nur Illusionen, nur Metaphern, die wir als Wahrheiten akzeptieren, deren Illusionscharakter wir lediglich vergessen haben.

„Wir glauben etwas von den Dingen selbst zu wissen, wenn wir von Bäumen, Farben, Schnee und Blumen reden und besitzen doch nichts als Metaphern der Dinge, die den ursprünglichen Wesenheiten ganz und gar nicht entsprechen. […] Was ist also Wahrheit? Ein bewegliches Heer von Metaphern […], von denen man vergessen hat, dass sie welche sind, Metaphern, die abgenutzt und sinnlich kraftlos geworden sind, Münzen, die ihr Bild verloren haben und nun als Metall, nicht mehr als Münzen in Betracht kommen.“ (Friedrich Nietzsche: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne)

Damit werden nun auch ethische Aussagen ihrer absoluten Gültigkeit beraubt. Dem Christentum wirft er Vertröstung auf ein nicht existierendes Jenseits vor, die Christen selber leben nicht gemäß ihren eigenen Regeln. Bekannt ist sein Ausspruch: „Gott ist tot.“ Gegenüber der abendländischen Kultur vertritt er einen Nihilismus: Werte, Sinn und Wünschbarkeit werden radikal abgelehnt. Primär und allbeherrschend ist der Wille: er beherrscht die Welt, ist der Grund für Leben und Denken. Und nur die Starken haben die Kraft aus dieser vollkommenen Freiheit heraus ihr eigenes Leben zu schaffen. Gut und Böse sind aus dem Beitrag zur Machtgewinnung, zur Selbstverwirklichung bestimmt. Dies ist eine „Umwertung aller Werte“: Kraft und Selbstbehauptung anstelle von Zurückhaltung und Bescheidenheit, Körperliches anstelle von geistigem Streben. Die täglich neue notwendige Selbstverwirklichung des Menschen macht auch bewusst, dass das Leben und unsere Einsichten endlich sind.


Hauptwerke von Friedrich Nietzsche

„Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne“ (1872)
Friedrich Nietzsche: Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne. Leipzig : Kröner, 1919.

„Also sprach Zarathustra“ (1883)
Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Stuttgart: Reclam 2008.

„Jenseits von Gut und Böse“ (1886)
Friedrich Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse. Köln: Anaconda 2006.

Friedrich Nietzsche: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Hrsg. v. Giorgio Colli u. Mazzino Montinari. Übers. v. Ragni Maria Gschwend. München: dtv, 12. Aufl. 2009.


Über Friedrich Nietzsche

Günter Figal: Nietzsche. Eine philosophische Einführung. Stuttgart: Reclam 1999.

Bernhard H. F. Taureck: Nietzsche-ABC. Leipzig: Reclam 1999.